Sabine Marcelis wagt mit einem Architekturarchiv den Neustart im Bestand

Die niederländische Gestalterin Sabine Marcelis nutzt das Mobiliar eines Architekturarchivs in Rotterdamm als farbigen Filter fürs Licht – und verwandelt so einen akademischen Ruheraum in einen dynamischen Begegnungsort.
Von Tanja Pabelick
18 Kilometer füllen die Buchrücken im Archiv des Het Nieuwe Instituut – und jedes Jahr kommen fünf weitere Meter hinzu. Das Kulturzentrum in Rotterdam ist eine wichtige Anlaufstelle im Bereich Architektur, Design und digitale Kultur und bietet den Forschenden stille Plätze für die Lektüre. Genutzt wurde dafür bisher ein Verbindungsraum in dem weitläufigen Gebäudekomplex, den der Architekt Joe Coenen 1993 für seinen prominenten Standort im zentralen Museumspark entworfen hatte. Zuletzt sollte die Nutzung angepasst werden, hin zu einem Ort, der auch zum Austausch mit den anderen Nutzern einlädt. Die ebenfalls in Rotterdam ansässige Designerin Sabine Marcelis wurde beauftragt, die von Betonstrukturen und dunklem Mobiliar dominierte Bibliotheksatmosphäre zu überholen. Ein Blick auf das Portfolio der Gestalterin lässt ahnen, dass die Auftraggeber sich als Ergebnis der Transformation ein leichtes und fluides Konzept wünschten: Marcelis ist für ihre Arbeiten mit transparenten und transluzenten Materialien bekannt – und behandelt Licht wie einen eigenen Werkstoff.


Sabine Marcelis erschafft offene Räume und dynamischen Austausch
Statt den alten Bestand zu auszurangieren, setzte sie mit ihrem Konzept auf eine Wiederverwertung der vorhandenen Möbel. Vor allem die unzähligen USM-Regale, die schon seit dem Erstbezug zum Institut gehörten, wollte Marcelis fast vollständig erhalten. Die dunklen Paneele des System-Klassikers ersetzte sie partiell durch Wangen und Ablagen aus farbigem Glas. Aus konsequenten Raumtrennern wurden durchlässige Zonierungselemente, die das Licht gelb, orange und rot filtern. Damit ausreichend Helligkeit in den Raum gelangt, entschied sie sich auch für eine architektonische Intervention. „Der einschneidendste Änderungsvorschlag bestand darin, einige der geschlossenen Fassadenpaneele durch Glas zu ersetzen“, erläutert sie. An den Fenstern mit Blick auf den Museumspark wurde dann eine Lounge mit durch den Raum mäandernden Sofamodulen eingerichtet. Sie sind eine zwanglose Alternative zum zentralen Studienbereich – und eine Aufforderung, aus der Forschung in den aktiven Dialog zu treten.
