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Pointierter Eingriff – ein Lagerhaus in Barcelona wird mit Möbelklassikern zum kreativen Work-Hub

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(Foto: Salva López)

Ein Büro-Kollektiv hat es sich in Barcelona in einem alten Industriegebäude gemütlich gemacht und setzt sowohl auf eine kreative Vernetzung über Professionsgrenzen hinweg als auch auf frisch gekleidete Klassiker. Nahezu unberührt blieb die rohe Substanz, die sich der Stadt jetzt über neu inszenierte Freiräume öffnet.

 

Vom Lagerhaus zum kreativen Work-Hub

Von Tanja Pabelick

Skye Maunsell und Jordi Veciana transformieren ein altes Lagerhaus in einen authentischen Work-Hub

Im Jahr 2017 entdeckten die Innenarchitektin Skye Maunsell und der Industriedesigner Jordi Veciana im Barceloner Viertel Poblenou ein altes Lagerhaus, das im 20. Jahrhundert Teil eines der größten Industriekomplexe Spaniens war. Vom Glanz der alten Tage war nur wenig übrig, Potential erkannten die beiden Kreativen hingegen jede Menge. Sie beschlossen aus den drei Etagen einen kollektiven Work-Hub zu machen, der mehr ist als ein Ort zum Arbeiten. „Das Gebäude soll zu einem Nexus werden, einem kuratierten Arbeitsort, an dem sich Netzwerke und Kooperationen entwickeln“, erklären die Gestalter, die hier auch parallel die Rolle der Gründer übernahmen. Bei der Planung legten sie besonderen Wert darauf, den ursprünglichen Charakter des industriellen Bestandes zu erhalten und das neue Interieur wie eine zurückhaltende, zeitgenössische Ebene darin zu integrieren.

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(Foto: Salva López)
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(Foto: Salva López)
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(Foto: Salva López)

Eine besondere Qualität der Architektur ist schon der Eingangsbereich, die „Pasaje Montoya“, die dem Haus auch seinen Namen gibt. Hinter dem schmiedeeisernen Tor, das den Stadtraum von den privaten Bereichen trennt, öffnet sich ein überdachter Durchgang wie eine Zwischenzone: Eigentlich Außenbereich, aber vom Wetter abgeschirmt, haben die Gestalter ihn wie einen Innenraum behandelt. Der warmgraue Betonboden wurde poliert und an einer Seite entlang der Wand ein tropisches Pflanzenbeet installiert. Hängeleuchten, Sitzmobiliar und ein großer Arbeitstisch werden zur Erweiterung der offenen Bürolandschaft im Innern, die über eine kurze Treppe erreicht wird. Was beim Betreten des Gebäudes sofort ins Auge fällt, ist, dass Maunsell und Veciana sich nicht lange mit kosmetischen Maßnahmen aufgehalten haben. Decken, Pfeiler und einige der Wände bezeugen ihre lange Geschichte mit Macken, Flecken und Rissen, und auch die „Boveda Catalana“ – eine für diese Region typische, gewölbte Ziegeldecke wurde authentisch erhalten.

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(Foto: Salva López)
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(Foto: Salva López)

Möbelklassiker voller Farbe und Charme

In diesem Habitat haben sich die Möbel wie kleine Design-Interventionen niedergelassen. Einiges hat das Gestalter-Duo selbst entworfen, der Rest wurde sorgsam ausgewählt. Viele Stücke kommen aus dem Porfolio des Möbelherstellers Vitra, der hier selbst mit seinem spanischen Team eingezogen ist. Die Ausstattung ist asketisch, setzt aber bis hin zur Beleuchtung auf Klassiker wie „Parentesi“ und „Frisbi“ von Castiglioni oder „Violet Pivotant“ von Charlotte Perriand. Damit die Möbel im brutalistischen Umfeld wirken, sind sie in Pastellfarben gepolstert, einzelne Stücke setzen mit kräftigen Farben Akzente. Eine räumliche Öffnung findet sich tiefer im Kern des Gebäudes. Im ersten Obergeschoss wurde ein Teil des Daches entfernt und ein 3,80 Meter hoher Hof geschaffen, der viel Tageslicht hereinlässt und zur Verbindungsebene mit der bestehenden Terrasse auf dem Dach wird. Hier können die Studios, Start-Ups und Soloselbstständigen einen temporären Arbeitsplatz unter freiem Himmel finden. Und vielleicht sogar die ein oder andere Meeresbrise nutzen – denn der Stadtstrand liegt nur ein ein paar hundert Meter entfernt.

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(Foto: Salva López)
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(Foto: Salva López)