Das Büro als Marktplatz der Ideen – in Madrid denkt ENORME das Arbeiten neu

ENORME Studio bringt ein Investment-Unternehmen mit einem fluiden Layout und textilen Grenzen in Bewegung.
Von Tanja Pabelick
Als das in Madrid ansässige ENORME Studio mit seiner Planung begann, waren die jüngsten Entwicklungen der Bürokultur nicht absehbar. Die Pandemie hat die Digitalisierung und Auflösung starrer Strukturen noch einmal auf Fast Forward gesetzt und klar gemacht, wofür wir die physische Heimat der Arbeit tatsächlich brauchen: Als Treffpunkt für Kommunikation und kreativen Austausch.


Das Büro für Xeito Investments ist quasi eine Antizipation der Situation durch die Gestalter, denn ihr Entwurf legt einen Schwerpunkt auf Begegnungsräume. Zum Herz des Büros haben sie eine Arena gemacht, die in der Büro-Dynamik wie ein Marktplatz für Informationen funktioniert. Um den zentralen Kreis reihen sich zum Fenster hin Arbeitstische aneinander, in die zum Gebäudeinnern weisende Raumecke wurde eine dreistufige Sitztreppe eingepasst. Von hier wird es in Stufen immer privater: Es schließen sich zwei durch einen Flur getrennte Besprechungsräume an, dahinter öffnet sich die Gemeinschaftsküche. Allerdings sind auch diese Areale nicht als dauerhaft akustisch und visuell beruhigte Zonen angelegt, sondern können partiell über Faltwände und -türen geöffnet werden.



Auch im Bereich der Arena haben ENORME von der freien Fläche abweichende Grundrisse mitgedacht und bieten den Mitarbeitern minimalinvasive Umgestaltungsmöglichkeiten an. Ein an der Decke laufendes Schienensystem führt Vorhänge auf kurvigen Bahnen durch den Raum. „Die offenen Zonen werden durch ein doppelt laufendes System gegliedert, das sich mit Textilien in verschiedenen Transparenzen auf bis zu zehn Situationen einstellt“, erläutern die Architekten. Eine sanfte Grenze zieht ein opaker Schleier in Hellblau, der lichtundurchlässige Vorhang in Petrol sorgt sogar für eine akustische Beruhigung. Ganz zugezogen entsteht im Zentrum des Raumes ein Zylinder, halb geschlossen werden Konzentrationszonen und Durchgangsflächen voneinander abgrenzt. Das Büro bietet verschiedene räumliche Szenarien an, die erst von den Mitarbeitern im Gebrauch final gestaltet werden. Denn dynamische Räume fördern kreative Prozesse, finden ENORME: „Der Fokus des Projekts lag in einem auf den Menschen ausgerichteten Design, um damit zu zeigen, wie Räume zum inspirierenden Motor werden, indem sie Kollaboration und Teamwork fördern.“


